STRASBOURG, Opéra
07 – 10 JANUAR 2016
ALL WE LOVE ABOUT SHAKESPEARE
ROMEO et JULIETTE
AUSZÜGE – HOMMAGE an Bertrand d’At
CHOREOGRAPHIE Bertrand d’At
OPHELIA MADNESS AND DEATH
CREATION – CHOREOGRAPHIE Douglas Lee
FATAL
CREATION – CHOREOGRAPHIE Rui Lopes Graça
Obwohl im Jahr 2016, leben wir in einer Zeit, in der Shakespears Aussagen nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Das ist kaum zu glauben, aber es ist wahr; um so schwieriger ist es für junge Künstler mitzustreiten. Es gibt viele internationale Künstler mit grossen Kapazitäten. 450 Jahre Shakespeare zu feiern beweist, dass dieser « Herr » unschlagbar war und ist; und weiterhin nichts von seiner Aktualität verlieren wird; jedoch viel Konkurrenz hat. Die « Jungen », wenn sie so genannt werden dürfen – bleiben in den traditionnellen Spuren, in klassischer Weise, denn ein Theater, ob Ballett, Oper oder Operette lebt vom Publikum. Das « Publikum » ist ein langer Prozess; sagen wir die Bildung des Publikums; eine Masse aus Wissen und Wissendurst; natürlich kann nach 450 Jahren Shakespeare gesagt werden: Schon wieder oder immer noch Shakespeare! Dennoch ist das tiefe intensive Bewusstsein endlos – so endlos wie das Universum / der Kosmos und die Zeit. Deshalb können in dieser End-u.Zeitlosigkeit umgekehrter Weise endlos viele neue Künstler, endlos viel Neues schaffen.
Die Frage ist nur: Ist es etwas Neues? Im Ballett, Tanz, ist das eine angenehme Herausforderung, denn Choreographien leben von Bewegungen und Figuren, die wieder endlos neu angeknüpft werden können. Zu unterscheiden sind die modernen Tanzfiguren von denen des klassischenTanzes. Die Präsentation All we love about Shakespeare gruppiert zwei moderne choreographische Studien, von Douglas Lee und Rui Lopes Graça, mit einer klassischen von Bertrand d’At. Getanzt werden drei bekannte Shakespearethemen: Romeo und Julia, Hamlet und Macbeth; diese auszugsweise, da die einzelnen Geschichten sehr lang sind. Insbesondere wird die Tragik aller drei Geschichten hervorgehoben – sie ist der poetische Höhepunkt jeder Choreographie. Die Tragik ist der Tod der Hauptfiguren der Geschichten: Romeo und Julia; Ophélia, Hamlets Geliebte; Lady Macbeth, die Ehefrau des Königsmörders. Inhaltlich geht es um die Liebe und um Machtgier.
ROMEO et JULIETTE – Ballettmeister Mark Pace – Musik Serguei Prokofiev – Dekor und Kostüme Rudy Sabounghi
Das klassischste Liebespaar spielt auf der Bühne den sensationellen Kampf der Liebe. Oft unsichtbar, geht es dabei nicht nur um die Liebe, sondern um den Kampf Licht gegen Dunkel, Gut gegen Böse; um die Hoffnung und die Resignation. Das Gewagte an der Choreographie von Bertrand d’At ist, die Inszenierung an den russischen musikalischen Rahmen des Komponisten Serge Prokofiev heranzuholen; den Handlungsort zu verzerren, weg vom Italien 1594-95, nach Kiev 1917-1920; wahrscheinlich stehen die beiden Zeitfenster, synonym für unbestimmte Zeitfenster, die kommen können. Die Handlung und die Musik sind bereits unsterblich. Hinzu kommt die tänzerische Eleganz und die Präsenz der Körper, die mit Gestik und Ausdruck die Geschichte tragen; die ideelle Werte, Mut, Tapferkeit, Glaube, Tugendhaftigkeit vermitteln, die Shakespeares Geschichte und Bertrand d’At’ Choreographie verbinden.
Bertrand d’At. Geboren wurde Bertrand d’At 1957. Er beginnt sein Tanzstudium am Konservatorium in Dijon, bei Jean Serry. Dann an der Schule Mudra in Brüssel, bei Maurice Bejart. Im Ballett des 20. Jahrhunderts tanzt er ab 1978: in Le Sacré du Printemps, Petrouchka, L’Oiseau de feu, Dichterliebe, La Flûte enchantée, Les Illuminations, I. und X. Symphonies von John Neumeier, Wien, Wien, nur du allein; Dionysos(1984), bei diesem Ballett assistierte er Maurice Bejart in der Choreographie. Von 1984-1991 ist er Ballettmeister im Ballett des 20. Jahrhunderts; dann im Bejart Ballett in Lausanne und zeigt Bejarts Choreographien weltweit; in Berlin, Melbourne, Paris…; 1993 wurde er künstlerischer Co-Dirkektor des Cullberg Balletts in Schweden mit Carolyn Carlson. Seit 1984 kreierte er seine eigenen Choreographien; u.a. Roméo et Juliette (1990) für das Ballett der Oper Strasbourg. Von 1997-2012, ist er Direktor des Strassburger Balletts, für das er seine Version Schwanensee (1998) kreierte; und war beteiligt mit mehreren Kreationen für RÊVES (Le Jeune Public). Sein plötzlicher Tod im Juli 2014 kam für alle überraschend und hinterlässt eine große Lücke.
OPHELIA MADNESS AND DEATH – Kostüm Douglas Lee – Musik Henry Purcell, Frank Henne, David Lang – Musikalisches Arrangement Jean Gay – Beleuchtung Bonnier Beecher
Hier stürzt jeglicher Pragmatismus in den Abgrund der Gefühle. Der Choreograph Douglas Lee hat sich inspirieren lassen von Shakespears Hamlet. Insbesondere von der Person Ophelia, Hamlets Augenweide, deren Liebe Hamlet sich jedoch entzieht, um ganz seinen Vater zu rächen. Weshalb der geplagte Königssohn, den Königsmord sühnt. Nicht nur am einstigen Geliebten, der Mutter, der jetzt König ist. Diese große Plage Hamlets, die Jagd des Vaters Geist nach Rache, im Wohlgefallen Shakespeare, erzählt Douglas Lee; und über Ophelia, deren Jugend, Schönheit und Intelligenz, Opfer einer grausamen Gefühlsmaschinerie ist, die nur sühnen will. Lee befindet sich in seiner choreografischen Arbeit in den Banden von Ophelias Unschuld und Wahnsinn. Sie bewirken bei ihm Faszination. Er hat sich die anspruchsvolle Aufgabe gegeben, den Konflikt tänzerisch zu lösen.
Douglas Lee. Ist 1977 in London geboren; er beginnt zu tanzen in der Arts Educational School in London. Dann erhält er ein Stipendium(Bourse) für die Royal Ballett School. 1996 erhält er den Alicia Markova Award. Danach geht er zum Stuttgarter Ballett, dort wird 2002 erster(Solo) Tänzer. Er tanzt die Hauptrollen in Choreographien von Cranko, Kylian, Neumeier, Tetley, Balachine, Forsythe. 1999, beginnt er für JEUNES CHOREOGRAPHES/SOCIETÉ NOVERRE, eigene Choreographien zu kreieren. Zwei Mal arbeitet er für das New York City Ballett. Für das Stuttgarter Ballett arbeitet er mit Aubade und Lachrymal für Viewing Room, Dummy Run und Leviathan. Im März 2010, präsentiert er seine zehnte Choreographie mit dem Stuttgarter Ballett; und arbeitet dann unabhängig international. Fractured Wake un 5 for Silver für das Norwegische National Ballett; Rubicon Play für das Königliche Ballett Flanderns; und Lifecasting für das New York City Ballett nach einer Musik von Steve Reich – gemäß dem Time Out NY – die meist gezeigte Choreographie des Jahres 2009. Dann die Kreationen Miniatures und Aria für das Stuttgarter Ballett; Souvenir für das Perm Opera Ballett Theatre. Anschließend unterschiedliche Ballettkreationen für das Ballett Tulsa, Zürich, Augsburg, Netherlands Dance Theatre, Dortmund, Mainz und Nürnberg.
FATAL – Musik Franz Schubert – Beleuchtung Bonnie Beecher – Musikalische Leitung Myron Romanul – Wolfgang Heinz (9 & 10 Januar 2016) – Symphonieorchester Mulhouse
Fatal – der Wortklang ist platt, der Rhythmus schwungvoll. Die Realität des Worts verneigt sich vor seinem Anschein. „Anscheinend“ könnte die Tat gut ausgehen, ehrenhaft, nutzvoll, einem Sinn entsprechen. Jedoch bestückt sich die Fatalität im Laufe ihres Werdens mit Argumenten, die das Gegenteil bewirken, dessen was gewollt ist. Fatalität ist Negation. Schicksalshaftigkeit ohne Ausweg. Verhängnis. Etwas Ungewolltes, das sich in den Weg stellt. Eine Zerstörung. Ein Niedergang. Etwas Absolutes. Eine Auflösung. Die Tat ist vollbracht, der Rachengel stirbt. Übrig bleibt der gefallene Mensch. Tot oder lebendig. Wichtiger ist die Tat in sich selbst, als nur ihr Ziel; es geht um die Herausforderung, die Versuchung. Das über sich Hinauswachsen können. Der Herausforderung Herr zu sein. Die Möglichkeit der Tat und des Erfolgs. Das Schicksal fordern, möglichst ohne eigenes Opfer. Ein gewagter Vorgang, der nicht immer gelingt, nur den Starken; ein ev. tödliches Ende gehört zum Pakt. Bei Gelingen, steht die Tat im Licht. Die Fatalität erst beweist Gut und Böse.
Der Choreograph kreiert Bilder, Träume, Illusionen, unerfüllbare Wünsche, steckt Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit. Erwähnt insbesondere die aktuelle europäische Flüchtlingsdramatik. Mutig wagt er den Vergleich mit dem Shakespeare Drama Macbeth/Lady Macbeth. Eine unveränderte Lebensfatalität stellt sich dar. Auf der Suche nach was Besserem, einer Not aus dem Weg zu gehen. Natürlich mit dem Wunsch und Aussicht auf Erfolg; oder der Erfüllung einer Illusion bei Misserfolg, wobei dem Tod nicht immer entronnen werden kann.
Rui Lopes Graça. Mit einem Stipendium für die Gulbenkian Ballettschule und für das Training Center des Nationalballetts Portugal beginnt er mit dem Studium des Tanz. Er wird Solist im Nationalballett Portugal und interpretiert zahlreiche Rollen im klassischen und modernen Ballett. Seit 1996 kreiert er Werke, Creationen, für zahlreiche Companien, u.a. für das Nationalballett Portugal; Ballett Opéra du Rhin; Ballett Gulbenkian; die Portugiesische Companie Zeitgenössischer Tanz. Auch entwickelte er choreographische Projekte, für EXPO 98, PORTO 2001 Europäische Kulturhauptstadt, Kulturzentrum Belem, und internationale Festivals in den USA, Niederlanden, Irland, Spanien, Italien, Türkei und Marokko. Er interessiert sich für einen interkulturellen Dialog basierend auf Ästhetik: diesbezüglich kreierte er GOLD, 2011, (für die National Company of Song and Dance of Mozambique) und FAVORABLES LANDESCAPES, 2012, (für die Angola Contemporary Dance Company), die gezeigt wurden in Angola, Portugal, Cuba, Israel und Spanien. Er unterrichtet an den Universitäten für Tanz in Lissabon, und Stravanger in Norwegen; u. bekam 2012 den Preis für die beste Choreographie für Perda Preciosa; u. im gleichen Jahr produzierte er Don Quichotte für das Ballett OnR.
Besondere herausragende Leistungen
BONNIE BEECHER – Beleuchtung
MYRON ROMANUL – Musikalische Leitung
WOLFGANG HEINZ – Musikalische Leitung
MARK PACE – Ballettmeister
RUDY SABOUNGHI – Dekor und Kostüme
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