10/10 Phädra von Seneca – im Pariser Theater der Comédie- Francaise – mit Jennifer Decker
5/10 Das Leben: ein Schrei.
Zwei Welten.
Phädra und Hippolytos sind in ihrer Welt Fremde geworden. Die Situationshärte entzieht ihnen jegliches natürliches Gefühl. Die Tragödie ist ein verzweifelter Versuch Herr der verwirrten Situation zu werden, die sie selbst nicht verschuldet haben. Diese emotionale Abhängigkeit, verbildlicht die kranke Struktur der Gesellschaft – damals wie heute – obwohl zweitausend Jahre dazwischen liegen. Es zeigt sich eine Wirklichkeit, die heute verdrängt wird: dass das Trauerspiel die Aufgabe hat, dem Menschen zu helfen, Leid zu erkennen und zu verstehen. Emotionale Co-Existenzen sind die Regel – die Verwirrungen sind groß und oft unüberbrückbar.
Eintauchen in die Nacht
Obwohl die Nacht einen Urzustand verkörpert, aus dem Neues geschöpft werden kann, hat die Nacht hier diese Urfunktion nicht: sie ist zerstört durch den Befreiungswahn. Die Nacht ist hier leblos und fatal.
Die Regisseurin Louise Vignaud spricht auch von einem Aquarium, in dem die zwei, Phädra und Hippolytos, auftreten. Sie geben gewisse Impulse an die Welt nach draußen. Der Chor, zum Teil, sich im Publikum befindend, lädt die Zuschauer zum Anhören dieser Geschichte ein. Jedoch ist die zu tragisch. Phädra(begeht Selbstmord) und Hippolytos(wird von einem Seemonster getötet) verkörpern eine Welt, die täglich stirbt. Die Königsrückkehr ist das Ende der Geschichte. Eine Situation vieler gegensätzlicher Strömungen, die aufeinandertreffen.