MODE, LIFESTYLE UND KUNST – VOGUE PARIS IN EHREN IM PALAIS GALLIERA

VON OSCAR HEINKE. Mit der Ausstellung Vogue Paris 1920-2020 zelebriert das Pariser Modemuseum Palais Galliera das einhundertjährige Jubiläum der französischen Modezeitschrift. So, lässt die Ausstellung anhand vergangener Ausgaben, Zeichnungen berühmter Designer, ikonischer Fotoaufnahmen und epochenkennzeichnenden Kleidungsstücken die Geschichte der Zeitschrift Revue passieren.

Vogue auf den ersten Blick
Im Herzen der Szenographie steht das Vogue Paris Magazin, welches als Leitmotiv die Kontinuität zwischen den verschiedenen Ausstellungsstücken sichert. Beim Eintritt in die Ausstellung gelangt man zuallererst in eine Rotunde, dessen im Kreis verlaufenden Wände die dicht aneinandergereihten 1007 Titelseiten der Modezeitschrift, von den Zeichnungen deren Frühgeschichte bis hin zu den gegenwärtigen Fotografien, präsentieren. Es erscheint wie ein wahrhaftiges Panoptikum der Voguegeschichte, ein Gesamtbildnis, welches im Laufe der Ausstellung entpackt wird und chronologisch die Entwicklung des Magazins darstellt. Unterteilt wird die Ausstellung in Zeitspannen, wie eine Art Schaffungsperioden, an deren Ende immerzu ein gewisser Pardigmenwechsel innerhalb des Magazins steht.

Import aus den USA
Gegründet wird Vogue Paris in 1920, etwa elf Jahre nach dem ersten Erscheinen des Amerikanischen Vorschreiters Vogue. Intern wird die französische Ausgabe auch „Frog“ genannt, ein Wortspiel aus „French“ und „Vogue“ welches zugleich auf die französische kulinarische Tradition anspielt. Mit Michel de Brunhoff, der 1929 die Direktion von Vogue Paris übernimmt, emanzipiert sich die Publikation inhaltlich von ihrem amerikanischen Urvater.
Vogue Paris wird ab diesem Zeitpunkt zu einem prägenden Einfluss auf die französische und europäische Modewelt. Visuell dominieren Zeichnungen der Modestücke das Magazin. Letztere werden in der Ausstellung Seite an Seite mit Kleidungstücken der Epoche gezeigt.

Henry Clarke; SUZY PARKER im Chanelmantel, Vogue Paris Juli-August 1954, Collection Palais Galliera; Copyright: Henry Clarke, Modemuseum Galliera / Adagp, Paris 2021;

Gesetzt wird auf die jungen Talente der Nachkriegszeit
Während des Krieges geschlossen, publiziert Vogue Paris in der Nachkriegszeit vorerst unregelmäßig Sonderausgaben, welche junge Künstler und neue Modeschaffer wie zum Beispiel Christian Dior ins Rampenlicht bringen. Zu dieser Zeit zementiert sich die Pariser Zeitschrift als Taktgeber der Modewelt. De Brunhoff entscheidet sich ebenfalls kulturelle Seiten in das Magazin einzufügen, so unterstützt Vogue Paris die jungen Künstler im Theater, in der Bildenden Kunst, im Kino sowie junge Schriftseller. Die ausgestellten Zeichnungen und Fotographien zeugen vom kulturellen Leben jener Zeit und vom Engagement der Zeitschrift gegenüber der blühenden kulturellen Szene der Pariser Hauptstadt.

Jeanloup Sieff, Marina Schiano im Kleid Yves Saint Laurent, Vogue Paris, September 1970; Archives Vogue Paris; Copyright: Estate of Jeanloup Sieff;

Fotographie, die neue Kunstform der Modevermittelung
Ab 1955 wird die Leitung der Zeitschrift Edmonde Charles-Roux und Françoise de Langlade überlassen. Ein besonderer Akzent wird ab 1968 auf junge Fotografen wie Klein, de Bourdin und Newton, deren ikonische Aufnahmen in Vogue Paris verewigt werden, gesetzt. Diese Fotographien präsentiert die Ausstellung neben den Ausgaben dieser Epoche. Die Muse der Zeitschrift, Catherine Deneuve, wird in einer ganzen Serie von Fotographien auf den Wänden des Palais Galliera hervorgehoben.

Peter Lindbergh, « DÉSIR D’AILES », Cordula Reyer im Kleid Alaia le Touquet, Stylisme Nicoletta Santoro, Vogue Paris, Mai 1989; Peter Lindbergh Foundation; Copyright: Peter Lindbergh;

Grösser, besser, teurer
Ab 1987, und unter der Leitung von Jean Poniatowski, passt sich Vogue Paris an die konkurrenzlastige Landschaft einer blühenden Modeindustrie an. Gesellschaftsthemen und Aktualität finden nun einen Platz in der Zeitschrift. Supermodels, werden zum visuellen Topos des Magazins und die Shootings entwickeln sich mehr und mehr zu großen, teuren und aufwendigen Produktionen. Vogue Paris prägt damals die noch heutigen Standards der Modeindustrie.

Guy Bourdin, « Bulletin beauté spécial jeunes: Rush sur le rouge », MAKE UP Harriet Hubbard Ayer, Vogue Paris, Mai 1970; Private Kollektion; Copyright: The Guy Bourdin Estate 2021, Courtesy of Louise Alexander Gallery;

Die Vogue seiner Zeit
Im 21ten Jahrhundert verwandelt sich das Magazin erneut. Der Pariser Modekosmos wird besonders hervorgehoben. Modeikonen wie Kate Moss, gekleidet in Pariser Modemarken, dominieren die Titelseiten. Aufnahmen des Models werden den Besuchern der Ausstellung im Großformat gezeigt. Vogue Paris passt sich zu dieser Zeit ebenfalls an die neuen digitalen Trends an. So wird im letzten Raum der Ausstellung ein Modefilm projiziert. Er zeugt von der Entwicklung des Inhaltes des Magazins und der neuen Medien, die ihm noch heute einen Platz an der Spitze seiner Industrie ermöglichen.

Vogue Paris 1920-2020 ist eine gelungene Ausstellung, die es schafft durch das Prisma des Vogue Paris Magazins den Besucher in den Mikrokosmos der Pariser Modewelt in verschiedenen Epochen reisen zu lassen.

AUSSTELLUNG VOM 02.10.2021-30.01.2022 – Palais Galliera, MUSÉE DE LA MODE DE LA VILLE DE PARIS – 10,Avenue Pierre Ier de Serbie, Paris 16e – ÖFFNUNGSZEITEN:DIENSTAG bis SONNTAG,10h-18h; DONNERSTAG bis 21h; TARIF:14€;

 

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