Bildlegende: Die Tänzer(Frantz und Coppélia) des Balletts von Monte Carlo in der Choreographie Coppélia(androgyne.eu 26.01.2020) von Jean Christophe MAILLOT. Die Figuren Frantz u. Coppélia haben viel Ähnlichkeit mit den Figuren Hamlet u. Ophélia. Photo: Alice Blangero.

(Teil 5) Versuch einer Bestrafung. Sein? oder Nichtsein?

Eine Anlehnung an HAMLETvon William Shakespeare

 DER FIKTIVE HEIRATSANTRAG

Ophélias Vater zu Besuch beim König: Mein Fürst, Madame,
Hier zu erörtern, was Majestät sein sollte, was Treuepflicht ist?
Warum Tag, Tag ist?
Die Nacht, die Nacht ist?
Die Zeit, die Zeit ist?
Wir nichts als Nacht und Tag und Zeit verschwenden.
Deshalb, und weil Kürze ja des Witzes Seele ist und
Weitschweifigkeit der Leib und äußere Zierrat ist,
fasse ich mich kurz. 
Euer edler Sohn ist toll. Toll nenne ich es, denn wahre Tollheit - was ist das?
Wenn nicht, man gar nichts anderes ist als toll.
Lassen wir das!

Der König: Mehr Inhalt. Weniger Kunst!
Der Vater: Madame, ich schwöre, ich verwende nicht die geringste Kunst. 
Doch, dass er toll ist, ist wahr, ein wahrer Jammer. Ein Jammer, dass es wahr ist.
Eine törichte Rede. Sie fahren dahin. Denn ich will ohne Kunst zu Werke gehen.
Der Vater: Für toll halten wir ihn also. Und es bleibt nur für uns den Grund zu finden. 
Den Grund von dem Effekt. Nein richtiger, der Grund von dem Defekt. 
Denn dieser Defektiveffekt hat Grund. So steht es nun. Und der Sache Stand ist dies:
Bedenkt ich habe eine Tochter. Habe Sie, solange sie mein, die in schuldigem Gehorsam, mir dies gegeben hat. 
Schlußfolgert nun und ratet:
Die Königin: Hat Hamlet dies an Sie geschickt?
Der Vater liest Hamlets Worte: "Ich verstehe die Kunst nicht, meine Seufzer zu messen; aber dass ich dich innigst liebe, du
Beste, Du, das glaube mir. Der Deinige auf Ewig-solange diese Maschine ihm noch bleibt. Hamlet." 
Dies hat gehorsamst meine Tochter mir gezeigt und überdies sein drängend werben, wie es sich nach Zeit,
Umstand und Ort begeben hat, mir vor das Ohr gebracht. 
Der König: Wie hat sie seine Liebe aufgenommen?
Der Vater: Was denkt ihr denn von mir?
Der König: Dass ihr ein Mann von Treue und Ehre seid!
Der Vater: Gerne möchte ich es zeigen. Doch was dächtet ihr, hätte ich gesehen, 
wie diese heiße Liebe sich anspannt. Und ich merkte es, müsst ihr wissen, ehe meine Tochter es mir gesagt hat.
Was dächtet ihr, oh, meine teure Majestät. Hätte ich müßig dieser Liebe zugeschaut?!
Was dächtet ihr? Nein ich ging es sofort an, bei meinem jungen Fräulein und habe zu ihr gesprochen. Prinz 
Hamlet ist ein Fürst. Zu hoch für dich. Dies darf nicht sein. 
Darauf machte sie sich meinen Rat zu Nutzen. Und er, verstoßen, um es kurz zu machen;
wurde erst traurig, begann dann zu fasten; dann blieb er wach; dann wurde er schwach; dann voller Leichtsinn;
und mit diesem Niedergang entstand die Verrücktheit, welche nun ständig anhält; und uns alle so betrübt. 
Der König: Denkt ihr das ist?
Die Königin: Es kann wohl sein. Gut möglich. 
Der Vater: Trennt ihn von diesem, wenn es anders sich verhält. Wenn Hinweise mich leiten,
will ich finden, wo die Wahrheit steckt. Und sei es auch im Inneren der Welt. 

Analyse: Der Vater Ophélias lässt es sich nicht nehmen den König zu besuchen.  
Er ist vom ersten Moment an gegen die Beziehung seiner Tochter mit Hamlet. 
Und gibt Ophélia keine Chance diese Beziehung zu erleben. Bewusst zerstört er die Beziehung.  
Hamlets Liebe zu Ophélia könnte seiner erotischen Melancholie abhelfen.  
Jedoch endet beider Unschuldigkeit in Unmenschlichkeit. 
Das gleiche Dilemma hat Frantz mit Coppélia. Coppélia ist eine leblose Puppe, eine Maschine.
Die Urchoreographie Coppélia von Arthur Saint-Léon ist ein heitere Geschichte; der Urtext von E.T.A. Hoffmann 
jedoch eine unheimliche Erzählung. Es geht um die Gegensätze zwischen Phantasie und Wirklichkeit. 
Der Balletttanz entfernt sich von zu viel Phantasie und kommt zur Realität zurück. 
Und am Ende der Geschichte HAMLET, erfahren wir, dass der Mensch keine Maschine ist. 
Deshalb bleibt die Liebe oft so unerreichbar, unüberwindbar, unberechenbar und unnahbar. 
Aber sie ist das schönste auf der Welt, was zwei Menschen erleben dürfen.(recherchiert Petra Raguz)

* eine Filmproduktion, mit Drehbuchadaptation von Michael Almereyda.