Die neue Puppe COPPÉL-i.A. 2020

Welten der Zukunft

Es ist verblüffend welche Ähnlichkeit der Titel des Balletts COPPÉL-i.A. von J.Ch. Maillot mit dem Titel des Balletts Coppélia oder das Mädchen mit den Emaille-Augen(in der Originalchoreographie von Arthur Saint Léon; u. dem Libretto von Charles Nuitter, uraufg.1870) hat. Und doch liegen Welten dazwischen. Für welche hat sich J.Ch. Maillot wohl entschieden? Es gäbe nur eine Auskunft darüber, die der Komponist Léo Delibes(1836-1891) der Partitur des Balletts Coppélia(1870), wenn er noch leben würde, erteilen könnte. Alle weiteren Details zu COPPÉL-i.A. entspringen der Phantasie des Choreographen J.Ch. Maillot, dessen nicht weniger phantasiereicher Arbeitsort, das Fürstentum Monaco, an der franz. Côte d’Azur ist.

Herzenswärme der Vergangenheit

Léo Delibes war der Konkurrent eines Komponisten mit deutscher Herkunft, Jacques Offenbach(Jakob Offenbach; geb.20.06.1819 in Köln; aufgewachsen in Offenbach/Frankfurt am Main; gest.05.10.1880 in Paris;). Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Léo Delibes, die Coppélia(1870) zu einer fröhlichen Musik gesellte; wurde doch sein Konkurrent Jacques Offenbach ‘Meister des Augenzwinkerns’ genannt. Offenbach trug in seinem Herzen viel Wärme, webte Freude u. Lachen in seine Operetten, Opern. ‘Er war auch der … der hinter dem Lachen seines Publikums die Grausamkeit der Welt erblickte…’ denn die Urgeschichte der Coppélia(1870) entstammt der Schreibfeder des deutschen Dichters E.T.A. Hoffmann(1776-1822). Sie war keine freudige Gestalt sondern eine unheimliche, leblose Puppe, mit jedoch anmutigem Antlitz. Die Puppenfigur wurde erfunden in einem von E.T.A. Hoffmann geschriebenen Nachtstück, mit dem Titel Der Sandmann(1816); der eine Schauerfigur darstellt, die Kindern das Fürchten lernt. E.T.A. Hoffmann hat acht ähnliche Nachtstücke geschrieben, die das Reich des Dunklen(des Verborgenen) besprechen; das was verheimlicht bleibt. Unheimlich und zum Fürchten: Die schwarze Romantik. Später wurden aus Hoffmanns eher unberühmten, umstrittenen Nachtstücken, die viel berühmteren spielerischen Hoffmanns Erzählungen(uraufg.1881), eine Oper von Jacques Offenbach.

So wundert es nicht weiter, wenn mit viel Schaffensfreude bestückte Künstler – J.Ch.Maillot ist ein schaffenstüchtiger Meister der Choreographie – wieder eine neue Geschichte daraus machen. Die Musikkreation ist von Bertrand Maillot.

 

Faszination der Unendlichkeit

Ob Coppélius, der unheimliche Zauberer und Erfinder des Puppenautomaten COOPÉL-i.A., oder Frantz, der jugendliche Bewunderer der Puppe, beide stehen im gleichen Verhältnis zu ihr. ‚Sie ist ein mechanisches Konstrukt und bildet eine ideale Projektionsfläche für Phantasien. Und, sie ist eine bequeme Zuhörerin, die angesichts der Gedichte, Phantasien, Visionen, Romane, Erzählungen, zu nicken vermag und Laute der Bewunderung ausstößt. Beide lieben COPPÉL-i.A so sehr, u. vergessen dabei, dass sie kein Mensch ist sondern ein Automat, der der Phantasie entspringt. Ihre Blicke sind leblos.‘

Vorwarnung

‚Eine Warnung ist unumgänglich, zwingt sich geradezu auf: dass der Mensch sich nicht an Gottes Stelle begebe, und alles machbare verwirkliche.‘

Warum soll J.Ch. Maillot nicht ‚auf das grosse Unbehagen verweisen, angesichts der Möglichkeiten von Big Data, im Verbund mit Intélligence Artificielle(i.A.)(Künstlicher Intelligenz).’ Seine COPPÉL-i.A. bestellt die besten Grüsse dazu.

Recherchiert Petra Raguz. (Bibliographie: Zwei Prinzipien der Poetik; v. Guntram Zürn; in E.T.H. Der Sandmann; Alfred Körner Verlag Stuttgart; Seite 171-186.)

COPPÉL-i.A. – die Premiere war am 27.12.2019 in Monaco – weitere Mitwirkende: Aimée Moreni, Samuel Thery, Geoffroy Staquet – Tänzerinnen und Tänzer: Lou Beyne(COPPÉL-i.A.), Matèj Urban(Coppélius), Anna Blackwell(Swanilda), Simone Tribuna(Frantz), und die Ballettkompanie.

Das Ballett von Monte-Carlo mit COPPÉL-i.A. wird sicherlich bald auf Tournee nach Deutschland kommen: www.balletsdemontecarlo.com

 

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