Bildlegenden: Der ungarische Pianist und Komponist Franz Liszt in jungen Jahren und im Alter.
MÄRCHEN
Ein Gedicht von dem französischen Dichter Arthur Rimbaud (aus dem Französischen übersetzt von Reinhard Kiefer und Ulrich Prill)
Ein Prinz war verärgert, weil er nie etwas anderes getan hatte, als die gewöhnlichen Freigebigkeiten zu vervollkommnen. Er sah erstaunliche Revolutionen der Liebe voraus, und verdächtigte seine Frauen, Besseres geben zu können als diesen Gehorsam, verziert mit Himmel und Luxus. Er wollte die Wahrheit schaun, die Stunde von Lust und von völliger Erfüllung. Ob dies ein Abfall vom Glauben wäre oder nicht, er wollte es. Ihm eignete wenigstens eine hinreichende menschliche Macht. Alle Frauen, die er erkannt hatte, wurden getötet. Welche Verheerung im Garten der Schönheit! Unterm Säbel segneten sie ihn. Er verlangte nicht nach neuen. - Die Frauen erschienen von neuem. Er tötete alle, die ihm folgten, nach der Jagd oder den Gelagen. - Sie folgten ihm alle. Es ergötzte ihn, Luxustiere zu erwürgen. Er ließ Paläste brennen. Er stürzte sich auf Leute und riß sie in Stücke. - Volk, Golddächer, Tierschönheiten gab es weiter. Wie gelangt man außer sich in der Zerstörung, verjüngt sich durch die Grausamkeit! Kein Raunen im Volk. Niemand gewährte die Hilfe seiner Blicke. Eines Abends ritt er stolz aus. Ein Geist erschien, von unsagbarer, ja unsäglicher Schönheit. Von Ausdruck und Haltung ging das Versprechen einer Liebe aus, vielfach und verworren! eines Glücks, unaussprechlich, ja unerträglich! Der Prinz und der Geist zernichteten sich wohl in völliger Gesundheit. Wie sollten sie nicht daran sterben? Gemeinsam also starben sie. Doch dieser Prinz verschied, in seinem Palast, in gewöhnlichem Alter. Der Prinz war der Geist. Der Geist war der Prinz. Weise Musik fehlt unsrer Lust. CONTE (aus "ILLUMINATIONS" - Originaltext von Arthur Rimbaud) Un prince était vexé de ne s'être employé jamais qu'à la perfection des générosités vulgaires. Il prévoyait d'étonnantes révolutions de l'amour, et soupconnait ses femmes de pouvoir mieux que cette complaisance agrémentée de ciel et de luxe. IL voulait voir la vérité, l'heure du désir et de la satisfaction essentiels. Que ce fût ou non une aberration de pieté, il voulut. Il possédait au moins un assez large pouvoir humain. Toutes les femmes qui l'avaient connu furent assassinées. Quel saccage du jardin de la beauté! Sous le sabre, elles le bénirent. Il n'en commanda point de nouvelles. - Les femmes réapparurent. Il tua tous ceux qui le suivaient aprés la chasse ou les libations. - Tous le suivaient. Il s'amusa à égorger les bêtes de luxe. Il fit flamber les palais. Il se ruait sur les gens et les taillait en pièces. - La foule, les toits d'or, les belles bêtes existaient encore. Peut on s'extasier dans la destruction, se rajeunir par la cruauté! Le peuple ne murmura pas. Personne n'offrit le concours de ses vues. Un soir il galopait fièrement. Un Génie apparut, d'une beauté ineffable, inavouable même. De sa physionomie et de son maintien ressortait la promesse d'un amour multiple et complexe! d'un bonheur indicible, insupportable même! Le Prince et le Génie s'anéantirent probablement dans la santé essentielle. Comment n'auraient-ils pas pu en mourir? Ensemble donc ils moururent. Mais ce Prince décéda, dans son palais, à un âge ordinaire. Le prince était le Génie. Le Génie était le Prince. La musique savante manque à notre désir. (Recherchiert Petra Raguz.)
Frankreich – GEDICHTE VON ARTHUR RIMBAUD
Arthur Rimbaud wurde 1854 in Charleville(Ardennen) geboren. Sein Werk entstand in nur vier Jugendjahren. Mit fünfzehn begann er zu schreiben, bald darauf floh er aus seiner Provinzheimat nach Paris, wo er mit Paul Verlaine zusammenlebte – bis dieser ihn bei einem Streit durch einen Pistolenschuß verletzte und dafür zwei Jahre ins Gefängnis musste. 1874 wandte sich Rimbaud von der Literatur ab und widmete sich ausschließlich dem « Kapitalerwerb », u.a. als Waffenhändler in Afrika. Ein Knietumor zwang ihn zur Rückkehr nach Frankreich, wo er 1891 starb. (ENTNOMMEN AUS: Arthur Rimbaud Sämtliche Dichtungen. Zweisprachige Ausgabe. dtv-Deutscher Taschenbuch Verlag.)
« Arthur Rimbaud ist noch heute der größte und bekannteste Dichter Frankreichs. Es ist sehr schwer seine Gedichte in eine andere Sprache zu übersetzen. Eine Übersetzung kann nur eine Annäherung sein, dessen was seine Gefühle in seinen Gedichten ausdrücken. »(Petra Raguz).