Galeries du Palais Royal. BOILLY Louis Léopold(1761-1845);Copyright Photo RMN-Grand Palais – Droits réservés.

Hochburg der Pariser Prostitution des 19ten Jahrhunderts: Die Arkaden des Palais Royal. 

Der heutige Exkurs in die Französische Prostitutionsgeschichte führt uns ins Zentrum von Paris. Genauer gesagt zum Palais Royal, die sagenumwobene Heimat der Comédie Francaise, Frankreichs einflussreichster Theaterbühne. Doch bevor Schausteller und Regisseure sich das Gebäude zu eigen machten, war der Palais-Royal Wohnsitz einiger der mächtigsten Staatsmänner Frankreichs. Es war Cardinal Richelieu, der die Bauten erschaffen ließ. Der damals noch Palais-Cardinal benannte Palast bekam den Namen Palais-Royal, da Louis XIV dort während der Regentschaft residierte, bevor er als König seinen Thron im Louvre beanspruchte. Den Palast übergab er seinem Bruder, dessen Nachkomme, Philippe d’Orléans, etwa ein Jahrhundert später, die Gärten mit Gebäuden umbaut, in der Hoffnung dem finanziellen Ruin zu entgehen. Am Ende des 18ten Jahrhunderts also entstanden die Arkaden, die den Jardin du Palais Royal noch heute eingrenzen. Die Gärten gibt es noch immer und sie beherbergen heute die Colonnes de Buren, eine Skulptureninstallation des gleichnamigen französischen Künstlers.

Viel mehr aber als die heutigen Gärten, interessieren uns die Arkaden unter den 5-stöckigen Gebäuden. Reisen wir also nochmals zurück zum Beginn des 19ten Jahrhunderts. Das Werk „Les galeries du Palais Royal“ von Louis Leopold Boilly (1761 – 1845) stellt eben das zeittypische Geschehen dieser Arkadengänge dar. Ganz im Gegensatz zum Immobilieneldorado, welches sich Philippe d’Orléans erhofft hatte, ist der Palais Royal zu einer der Hochburgen der Prostitution geworden. Zwischen 600 und 800 Prostituierte sollen zu dieser Zeit dort gelebt haben. Zuvor sprachen wir in Artikeln schon von den bekannten und heute beinahe legendären „Starprostituierten“ im Paris des 19ten Jahrhunderts, doch stellt dieses Gemälde genau das Gegenteil dar: die namenlosen und vergessenen Prostituierten.

Von links nach rechts erkennt man verschiedene Alltagsszenen, die sich vor unseren Augen entfalten. Zur Linken scheint eine der Damen schon ein Abkommen mit einem Mann getroffen zu haben. Dieser greift sie in seine Arme und man ahnt, dass beide schon bald in eines der Zimmer in den Gebäuden oberhalb der Arkaden verschwinden werden. Zu deren Rechten erkennt man eine Dame mit Kind, die allem Anschein nach versucht zwei Männer – einen Bürger und einen Soldat – zu überzeugen, ihre Dienste anzunehmen.

Ein kursiver Blick auf das gesamte Gemälde kann in die Irre führen, da man denken könnte, dass es sich um eine ganz gewöhnliche Alltagsszene handelt. In den Details aber erkennt, was wahrlich vor sich geht. Allein, dass die Arme der Frauen nicht bedeckt sind deutet, zur damaligen Zeit, auf die sexuellen Intentionen, die die Szene strukturiert, hin.

In ihrer Analyse des Gemäldes, weist Béatrice Méon-Vingtrinier darauf hin, dass das Werk damals unter viel Kritik geraten ist. So sei Boilly vorgeworfen worden, sich in seiner Repräsentation der Szene, nicht gegen die Prostitution gestellt zu haben. Ganz im Gegenteil, so Méon-Vingtrinier stellt er die Prostitution realistisch dar, in einem Gemälde, das für den unachtsamen Beobachter eine ganz normale Alltagssituation darstellen könnte.

Der zukünftige König Louis-Philippe, der 1814 das Palais Royal erbt, geht gegen die dortige Prostitution vor. Später als König verbietet er die Prostitution außerhalb der Lusthäuser. Somit beginnt in Paris eine neue Phase der Prostitutionsgeschichte, die der „hôtels particuliers“ und der Lusthäuser.(recherchiert OSCAR HEINKE)

Originaltext in französischer Sprache: Béatrice MÉON-VINGTRINIER, « Les galeries du Palais-Royal, ancêtre des passages couverts », Histoire par l’image [en ligne], consulté le 03 mars 2021. URL : http://histoire-image.org/fr/etudes/galeries-palais-royal-ancetre-passages-couverts

Print Friendly, PDF & Email