V.l. die Schauspielerinnen: Danièle Lebrun(Meereshexe) und Adeline d’Hermy(Meeresnixe).

Photo: Christophe Raynaud de Lage, coll. Comédie-Française.

Ein Märchen von Hans Christian Andersen,  

wird seit dem 15.11.2019 und bis zum 06.01.2020, in Paris, im Theater der Comédie-Française(Studio Théâtre) gespielt. In der Regie von Géraldine Martineau. Eine kleine Meeresnixe will die Schönheit der Welt entdecken. Aus Langeweile verlässt sie den elterlichen Meerespalast. Durch ihre Gabe zum Gesang, rettet sie einem Prinzen das Leben, der zu ertrinken droht. Sie verliebt sich in ihn; er aber lebt in einer ganz anderen Welt. …eine Meereshexe verspricht ihr bewegliche Beine(im Tausch gegen ihren Fischschwanz), und im Tausch gegen ihre Stimme.

Die kleine Seejungfrau, zeigt einen Weg der Selbstwerdung.
Eine Adaptation von Géraldine Martineau.(1)

Géraldine Martineau: « Es ist ein trauriges Märchen, das mich in meiner Kindheit stark berührte. Intuitiv, hatte ich das Gefühl es auf die Bühne zu bringen. Bei der Bearbeitung wurde mir bewusst, wie sehr es auf mich passte. Ich war, wie diese Meeresnixe, ein Kind, ein anderes Leben zu wollen, als das mir vorbestimmt war. Zu allen Opfern bereit, den Wunsch zu erreichen, kam es wie bei ihr, dass ich mich auf dem Weg verirrte.

Um den Text vorzubereiten, las ich viel über die Welt der Meere, die Geschichte der Weiblichkeit, die Analyse der Märchen und die Psychologie der Kinder. Zwei Werke spielten eine entscheidende Rolle; Die Psychoanalyse der Märchen von Bruno Bettelheim und Femmes qui courent avec les loups von Clarissa Pinkola Estès. Für die Adaptation, habe ich mich auf das H.Ch. Andersen-Märchen gestützt: auf die Struktur und Abfolge, die Figuren, den poetischen Stil. Jedoch, mit dem Versuch, eine persönliche u. aktuelle Vision vorzuschlagen.

In nicht gereimter Versform zu schreiben, hat mir geholfen eine Sprache zu finden, die mir gerecht, einfach und poetisch erscheint. Ich habe mir erlaubt einige Themen hinzuzufügen, die nicht im ursprünglichen Märchen enthalten sind. Aktuelle Themen; die negativen Folgen der Verschmutzung der Meere; und die Schwierigkeit einen Fremden aufzunehmen.

Das Märchen, Die kleine Seejungfrau initiiert mit Humor, Poesie und Grausamkeit, und führt uns auf unseren Weg der Selbsterkennung; zu unserer Erkenntnis und Selbstbestätigung; zu unserer Andersartigkeit.“

Der kleinen Seejungfrau Leben geben.
Eine Inszenierung von Géraldine Martineau.(2)

Géraldine Martineau: „Es ist eine unmögliche Liebesgeschichte, zweier gegensätzlicher Wesen, die nicht in der gleichen Welt leben. Die Begegnung der Unterseewelt und der Welt an Land ist ein zentrales Thema. Wir mussten szenisch ästhetische und einfache Lösungen finden, um die Magie der zwei Welten, in einem kleinen Raum, wie das Studio Théâtre, zu zeigen. Mit meiner Bühnenbildnerin, wollten wir für den Palast der Meeresnixen eine Traumwelt kreieren. Die nicht eine Rekonstruktion der Meerestiefen ist. Wir haben einen Wald(im Raum hängend) aus Pailletten-Korallen erfunden. Die Malereien von Gustav Klimt, seine Sirenen mit langen goldenen Haaren, und seine Serie der Waldmalereien, haben uns grafisch und poetisch viel inspiriert.

Die Lichtkreationen sind in kalten Tönen, ähnlich Mondlandschaften.

Der Wechsel von eine Welt in die andere, und die Metamorphosen(Veränderungen) der Meeresnixe, verwirklicht durch die Musik und Choreographie, sind der Höhepunkt der Geschichte.

Die Choreographin, die klassischen Tanz und Hip-Hop zusammenbringt, kreiert Bewegungen zu Musikkompositionen auf Piano aus Synthesizer. Der Gesang ist der Goldene Faden, stellt die innere Stimme, wie das Echo, der Meeresnixe dar.

Die Handlung, im zweiten Teil, spielt auf der modernen Terrasse aus Holz des Prinzenpalasts, mit einem Licht, das wir uns warm und strahlend wünschten. Um es der Enttäuschung(Desillusion) dagegenzuhalten, die sie dort erlebt. »

Das Wundersame in der Comédie-Française: Metamorphosen im Bühnenraum.
Von Claire Lempereur, Archivarin-Dokumentaristin in der Comédie-Française.(3)

Claire Lempereur: „Obgleich die großen Melodramen und Feengeschichten in französischen Boulevardtheatern gespielt werden; integriert die Comédie-Française(Das Haus Molière) Werke, inspiriert durch Märchen. Die Verzauberung erfolgt durch den Text, dessen visuelle Handhabung sich zeigt in der gesungenen und getanzten Begeisterung.

Das Ende des 19. Jh. und der Anfang des 20. Jh. entwickelten ein Theater des Wundersamen, der Verzauberung, mit Tendenz zur Läuterung, und in die Neuzeit übertragen. In den aktuellen vergangenen Spielzeiten, sind es die Adaptationen der Märchen von H.Ch. Andersen, in der Comédie-Française(Studio-Théâtre), die hinzukommen:
Des Kaisers Neue Kleider(2010).(Jacques Allaire.Regisseur).
Das Mädchen mit den Streichhölzern(2014).(Olivier Meyrou.Regisseur).
Die Prinzessin auf der Erbse(2013).(Edouard Signolet.Regisseur). »

Claire Lempereur: « Mit Die Kleine Seejungfrau, inszeniert in der aktuellen Spielzeit 2019/2020, schöpft Géraldine Martineau aus dem H.Ch. Andersen-Märchen. Sie respektiert die Struktur des Märchens, um es in freien Versen, neu zu erfinden. Und die Fülle dieser Schönheit unter Mitwirkung eines Gustav Klimt oder William Turner, die für sie wichtigen Vorbilder der Malerei, darzustellen. »  (Recherchiert Petra Raguz)

Originaltexte in französischer Sprache:

(1) La Petite Sirène, Un conte sur l’affirmation de soi.
Par Géraldine Martineau, Adaptation.
(2) Donner Vie à La Petite Sirène.
Par Géraldine Martineau, Mise en scène.
(3) Le Merveilleux à La Comédie-Française. Métamorphoses de l’espace scénique.
Par Claire Lempereur, Archiviste-Documentariste à La Comédie-Française.

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