EIN PORTRAIT ÜBER DIE AUSSTELLUNG BALENCIAGA, L‘ŒUVRE AU NOIR.

IN PARIS, 08.03.-16.07.2017.

Die Ausstellung im Museum für Bildhauerei Antoine Bourdelle, eröffnete die Spanische Saison 2017 im Pariser Museum für Mode. Sie wurde fortgesetzt mit „Costumes espangols entre ombre et lumière(Spanische Kostüme zwischen Dunkel und Licht), Juni 2017, im Victor Hugo Haus»; und endete mit „Mariano Fortuny, Oktober 2017, im Palais Galliera.

Cristóbal Balenciaga (1895-1972). Ein spanischer Modeschöpfer.

Als eine Ehrung an Cristóbal Balenciaga, den großen spanischen Modeschöpfer(Couturier), präsentierte das Pariser Museum für Mode(Palais Galliera), im Museum Bourdelle, die Ausstellung „Balenciaga, l’oeuvre au noir“, die über seine schwarzen Modeprägungen berichtete. Interessant hierbei war, dass sich die Ausstellungsfläche über die große Halle Hall des plâtres, Portzamparc, die Ateliers Bourdelle zog; und die Ausstellungsstücke des Couturiers, einen Dialog zwischen Schwarz und Weiss, gemeinsam mit dem Bildhauer Antoine Bourdelle, an der Wende des 20. Jahrhundert, initierten.

Es ist Balenciaga‘ Werk, der seine Wurzeln aus der spanischen Folklore und seiner Kindheit zieht. Seine Inspiration ist die Farbe Schwarz, mit den Trendlinien Tonneau, Ballon, Semi-ajustée, Tunique, dem berühmten Sack-Kleid; und den Heiligen-Inspirationen des Couturiers, von dem Christian Dior sagte: Die Kleidung ist seine Religion.

Der erste Teil des Ausstellungsverlaufs ist „Ébauches&construction (Skizzen&Aufbau)“, gefolgt von « Silhouettes&Volumes (Silhouetten&Volumen) », dann « Noirs&Lumières(Dunkel&Licht) » und « Noirs&Couleurs(Schwarz&Farben) ». Bei Balenciaga ist Schwarz mehr als eine Farbe, ist eine leuchtende Masse. Ob blickdicht oder transparent, matt oder glänzend, immer im Spiel mit Licht. Das kommt von der Kostbarkeit des Stoffes und von dem scheinbar einfachen Schnitt. In Spitze gefasst; eine Stickerei, ein dicker Seidenveloursstoff; ein Rock, ein Bolero, eine Mantilla, ein Umhang, ein Mantel geschnitten als Pellerine. Ob Tageskleider, Kostüm, Weste oder Abendkleider, Cocktailkleider aus Seidentaffetas, bestickt mit Franzen; mit Satinschleifen geschmückt, Perlen und Pailletten; und schwarzen Accessoires. Ein Schwarz, vereint mit siebzig Ausstellungsstücken aus dem Fonds Galliera(Pariser Museum für Mode) und den Archiven des Hauses Balenciaga.

Die Ausstellung wurde realisiert mit Unterstützung des Hauses Balenciaga.

Ausstellungskommissarin ist Véronique Belloir, verantwortlich für die Kollektion Haute Couture im Palais Galliera.

SKIZZEN UND AUFBAU 

Schnitte und Muster

Modeschnitte und Bildhauerei haben was gemeinsam; die Harmonie der Proportionen und die Vielfalt der Materialwahl. Ihre technischen Vokabeln, ähneln sich. Bei Balenciaga entsteht das Kleid beim Ummanteln des Mannequins. Diese erste Etappe erlaubt die Zeichnung, eine erste Skizze, die der Couturier bearbeitet; vollendet bis zum Erhalt der perfekten Interpretation seines Projekts. Diese Schnitte, im allgemeinen aus rohem Baumwollstoff(Coton écru), ausnahmsweise schwarz, sind geschnitten in feinem Percale(Stoffart) oder festerem Sergé(Stoffart) oder Tarlatane(Stoffart), entsprechend der Stoffwahl des künftigen Modells. Geschnitten in der Länge des Stoffes oder gerade; ist jedes Teil beschriftet und hat Linien, die die Struktur und Konstruktion des Kleidungsstücks definieren. In Weiß, sind es die Nähte mit der Maschine, die die Schnitte andeuten. Die Punkte der Struktur aus Farben, zeigen die aplombs(Haltbarkeit). Das Ganze zeichnet das Gerüst des künftigen Volumens, mit seinen Grenzen und Bewegungen. Zwischen diesen Linien, methodisch und rigoros, deuten handschriftliche Notizen die Absicht und die Arbeit des Couturiers an.

SILHOUETTEN UND VOLUMEN

Schwarze Strukturen und Betonungen

Von seiner Ausbildung als Schneider bei Casa Gomez, und einem ersten Atelier in der Damenabteilung des Warenhauses „Au Louvre“ in Saint-Sébastian, erlangt Cristóbal Balenciaga eine perfekte Schnittkenntnis.

Die Proportionen der Mäntel und Kostüme(Zweiteiler), Millimeter genau kalkuliert, bilden die Silhouette heraus. Die Bearbeitung der Stoffe, zeigen die Kontouren, verfeinern die Formen. Nähte, geklammert oder gefaltet, machen eine gute Figur. Die Unterarme sind eine anspruchsvolle Recherche; ihre Konstruktion definiert die Linie der Schultern, auf denen das Gleichgewicht des Modells ruht. Unterarme im Kimonostyl, sind zuweilen gefertigt, aus drei Teilen, um mehr Wohlgefühl zu geben. Balanciaga‘ Kragen in Falten sind ohne Kragenhals gefertigt. Geschnitten in der Länge des Stoffes, um Elastizität zu geben, sind sie weit vom Hals gesetzt und lassen den Nacken frei.

TAILLEUR – KOSTÜM

Dieses strikte Kostüm(Tailleur), fast militärhaft, besonders die gute Passform der Jacke, ist ausser Konkurrenz; nicht eine kleine Auflockerung, es fehlt der Knopf. Der dicke, engmaschige Cannelé(Stoffart) erlaubt klaren Linien, wo die Kunst des Schnittes, die Balenciaga sehr früh gelernt hat, präzise Struktur und Genauigkeit ausdrückt.

Drappiertes Schwarz und Volumen

An jeden Stoff, den er wählt, um ein Modell zu realisieren, passt der Meister seine Technik an, so dass der Stoff das Beste hergibt. Bezüglich Gewicht, Stärke des Stoff-Falls und des Stoff-Gefühls, schneidet, knetet, drapiert er den Stoff. Balenciaga benutzt schwarze Texturen, um das Spiel des Lichts zu akzentuieren und die Linie hervorzuheben. Er lässt ein weiches Pan de crêpe(Stoffart) eine Bewegung zeichnen, bearbeitet, knautscht, faltet den Taffetas(Stoffart) und dirigiert seine Leichtigkeit und sanften Glanz zu Figuren mit wechselndem Relief. Mit den nervöseren Cloqués(Stoffart), ist die Montage der Volants mehr fließender als geraffter. Aus dem unruhigen Gazar(Stoffart) und dem ruhigerem Zagar(Stoffart), macht er runde Falten, auf denen das Licht glänzend reflektiert. Sie bilden das Volumen eines Rocks unterhalb der Hüften und bestätigen die Wirkung der fallenden Linie.

Schwarze Strukturen

Seine Recherchen und Versuche, haben Balenciaga Schritt für Schritt zur Dekonstruktion traditioneller Formen geführt, um immer abstraktere Figuren zu erfinden. Mehr als eine Hülle, wird das Kleid unabhängig vom Körper, den es kleidet. Das Schwarz, das Balenciaga wählt, um seine Modelle zu realisieren, stellt eine Räumlichkeit dar. Die grossen Mäntel aus Wolle oder Samt; mit hohem Kragen, erscheinen wie kubistische Architekturen, die sich mit Autorität in den Raum erheben.

Der Gazar und Zagar, eine bessere Qualität, zeigen mehr Abstraktion und erlauben dem Kleidungsstück Unabhängigkeit zu erreichen. Diese Stoffe wurden 1958 und 1964 von Gustave Zumsteg(Direktor der Schweizer Textilfirma Abraham) für Balenciaga kreiert. Gleichermaßen luftig, weit, sind sie robust. Balenciaga bearbeitet sie mit Sensibilität, gibt ihnen den Impuls von Energie, eine Bewegung, um nie dagewesene Formen und Figuren zu schaffen. Die repräsentativsten Modelle sind in Schwarz, aus vibrierenden Material. So eine Form eines Konus zusammengehalten auf den Schultern, nur mit zwei Schmuckträgern; oder eine fallende drapierte Kapuze, aus einer Masse, in einem Block geschnitten.

Archive

Für Balenciaga, nehmen die Ideen Form an auf einem Zettel eines Notizbuchs oder auf dem Schreibpapier eines Hotels. Fragmente eines Kleidungsstücks – Konstruktion einer Korsage – nur ein Ärmel oder ein Teilstück, erscheinen hier und da gezeichnet. Pfeile zeigen die Richtung des Stoffes. Einige Worte auf Spanisch benennen die Farbe, „negra/schwarz“, „rojo/rot“ und präzisieren: „eos solo en este lado/nur auf dieser Seite“ oder „de la misma tela/vom gleichen Stoff“.

Im Studio übersetzen die Assistenten Balenciaga‘ Absichten in erste Zeichnungen, gedacht für die Ateliers, wo die Couturiers die ersten Stoffe realisieren. Ein Rückenanblick, ein Detail und eine Stoffprobe, vervollständigen das Arbeitsdokument. Auf dem der Name des ersten Ateliers steht, und der Name des Mannequin‘, das von Beginn der Anprobe des Stoffes bis zur endgültigen Fertigung das Modell trägt und steht – Vorderseite, Rücken, Profil – zum Zwecke der Photographie in den Pariser Modesalons des Hauses Avenue Georges V oder in den Ateliers. Ohne Dekor, ohne Inszenierung, werden diese Bilder in den Jahren ab 1957 vom Photographen Tom Kublin realisiert. Das Polizeikommissariat des Pariser Stadtviertels stempelt die Kollektionsalben, zur Bestätigung des industriellen Eigentum‘ der Modelle. Die Modephotos sind für die Presse; die Zeichnungen den Kunden vorbehalten.

SCHWARZ UND LICHT

Gegensätze aus schwarzem Material

Die Gegensätzlichkeit von Licht und Schatten ist jeder künstlerischen Ausdrucksform in Spanien eigen. Die zwei hauptsächlichen Qualitäten des Schwarz, benannt durch die lateinischen Worte niger für Glanz-Schwarz, Eleganz und Erscheinung, und ater für Matt-Schwarz, Dunkelheit und Trauer, bieten Balanciaga Positionen ausgehend von diesem Antagonismus. Auf den stummen und matten Oberflächen der Wolle oder des Velours, in tiefschwarzer Tusche, setzt der Couturier den Ausdruck der glatten und glänzend Satinschleifen und die strahlenden Reflekte eines Taffetas(Stoffart). Diese Kontraste der schwarzen Materie, die ihre Qualität nur im Licht zeigen, erlauben ihm, diskret eine Taille zu zeigen, die Linie eines geraden Rocks oder ein Volumen dagegen zu halten. Die Stoffarten, Faconnés, Cloqués, mit ausgebeuteltem Relief, oder das Steppgewebe (Matelassés) ermöglichen ihm Bewegung auf kleinstem Kreis.

Die Kleider und Krägen des Ende des 19. Jahrhunderts, die er sammelt, geben ihm Glanz, Scheinen, Leuchten, wo das Schwarz der Perlenstickereien und der Pailletten aufleuchten im Licht. Die Handarbeiter Lesage, Rébé und Métral, denen Balenciaga diese Stick u.-Schmiedearbeiten anvertraut, interpretieren auch für ihn, die Reliefs der Verzierungen des leuchtenden Kleides, mit den gedrehte Franzen, Zöpfen und Troddel auf den Bordüren aus schwarzer glänzender Seide.

In den sechziger Jahren, ersetzt Plastik den Jais(Gagat-Schmuck) und das Metall. Lurex und Rhodoid, in Form von Fantasiepailletten, bedecken gerade und leichte Kleider. Diese Stickereien, gleichmäßig angesetzt, sind mehr als Schmuck und Verzierung: sie sind die Haut des Modells.

Schwarze Transparenzen

Transparenzen von Schwarz sind ein Thema, mit dem sich Balenciaga befasst hat. Die Positionen, auf die er sich bezieht, beleben poröses Material und bringen Fließen und Bewegung zur Wirkung.

Die schwarze Spitze, nimmt einen beachtlichen Platz in Balenciaga‘ Werk ein. Sie inkarniert zugleich die spanische Frömmigkeit und Folklore, hält nicht zurück vor hübschen Eroberungen. Auf besondere Weise bearbeitet, geknittert, gepresst; vermehrt die Schwärze der Spitze die graphischen Effekte der Falten und Lochungen. Die Kleider, geschnitten in der Länge der mechanischen Spitze aus schwarzer Seide, sind das Endprodukt einer extremen Präzision. Die Nähte sind versiegelt gemäß der Konturen delikater Blumenmotive; so wie die geschnittenen Zähne im Stoff, die um den Unterhals und den Unterarm verlaufen, und sich feingliederig auf der Haut verteilen; jedes Volant wird durch eine Schleife gehalten; um sich von seinem Halt zu lösen und ein Spinnennetz zu enthüllen, mit undurchdringbaren Modulationen und verschiedenen Blickdichten.

SCHWARZ UND FARBEN

Schwarz und Weiß

Wenn die schwarzen Mutationen für Balenciaga eine Reihe von unendlicher sich abwechselnder Tonalität bietet, sind dies Antworten auf Strenge, aber durch die Unterbrechungen oder farbigen Akzente, auch eine Abwechslung. Der Gebrauch von Schwarz und Weiß, eine zeitlose Vereinigung, ist für Balenciaga eine Gelegenheit diese Werte gegenüberzustellen. Im Laufe seiner Karriere als Couturier, werden zwei Positionen klar und scheinen sich gegenseitig zu antworten. Das uniforme Weiß und Matte der Verzierungen mit klaren Konturen und die, einer zitternden Masse der Pelzkrägen oder Franzen aus Federn. Auf den tuscheschwarzen Stoffen, assoziiert das Weiß, Erdbeeren auf strenger Spitze, in Anlehnung an die strengen spanischen Monarchen oder noch den unbefleckte Kragen der Bürgerkleidung. Zug um Zug, Synonyme der Erscheinung oder Zurückhaltung.

Schwarz, Rot und Rosa

Die Farbe Rosa, die er liebt, erlaubt ihm mit Schwarz weiche und stärkere Akkorde zu setzen. Die Wahl einer hochnäsigen, hochmütigen, arroganten Nuance, streng oder weich, ist eng an das verwendete Material gebunden. Das intensive Rosa, erinnernd an Seidenstrümpfe und Toreroumhang, wird verwendet in kleinen Berührungen. Die Satinschleifen sind im allgemeinen in einer weicheren Tonalität. Ihr Glanz reicht aus, um die Akzentuierung zu verstärken. Er stellt das milchige Rosa, fast wie Haut, einer Organza(Stoffart) gegenüber, auf die er schwarze Seidenspitze setzt. Recherchiert PETRA RAGUZ.

Katalog der Ausstellung, Balenciaga, l’oeuvre au noir. Direction Sylvie Lécallier. Editions Paris Musées. Preis: 44,90 €. Petit Journal(Kleines Journal). Direction Sylvie Lécallier. Preis : 6 €.

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