Bildlegende: Der Gesang und die Ekstase Ophelias (Le Chant et La Folie d’Ophélie). DELACROIX Eugène (1798-1863) Copyright Photo RMN-Grand Palais – R. G. Ojeda

Versuch einer Bestrafung. Sein? oder Nichtsein?

Eine Anlehnung an HAMLET von Shakespeare.

(Teil 2) Abneigung und Ermahnung

Prolog über den Menschen

Hamlet: Ich habe in letzter Zeit, wodurch weiß ich nicht, all meine Fröhlichkeit verloren. Welch ein Meisterwerk ist doch der Mensch, in Rede und Verstand. Wie unbegrenzt an Fähigkeiten, in Gestalt und Bewegung. Wie besonders und bewundernswert in Taten. Wie gleich einem Engel. Im Begreifen, wie gleich einem Gott. Das Schönste auf der Welt. Das Vorbild der Geschöpfe. Und doch für mich, ist es diese Quintessenz des Staubes.

Der Bruder des ermordeten Vaters: Mein Vetter Hamlet, mein Sohn! Hängen noch immer Wolken über dir?

Die Mutter und Hamlet: Guter Hamlet, wirf ab die nächtliche Farbe und lass dein Auge als Freund auf Dänemark sehen. Suche nicht beständig mit gesenktem Haupte im Staub nach deinem edlen Vater. Du weißt, das gilt für alle. Jeder, der lebt muss sterben und geht durch die Natur ein in die Ewigkeit.

Ja, Madame, das gilt für alle. 

-Und wenn es so ist, wieso scheint es dir dann so absonderlich?

Scheint? Gnädige Frau! Nein, es ist. Ich kenne kein scheint. Nicht nur mein düsterer Mantel, gute Mutter, noch die gewohnte Kleidung von feierlichem Schwarz, noch windiges Geseufzt bedrückten Atems. Nein, auch nicht der ergiebige Strom im Aug’ lassen in Wahrheit mich erkennen. Denn das alles scheint, das sind Gesten, die man spielen könnte. Aber ich habe mir das, was überall im Schein. All dies kann nur des Schmerzes Verkleidung sein. 

Abneigung – Verdruss

Der Bruder des ermordeten Vaters: Es ist sehr lieb und spricht durchaus für dich Hamlet, dem Vater diese Trauerpflicht zu leisten. Auch deinem Vater starb ein Vater, dem seiner, und der Überlebende soll nach Sohnespflicht einige Zeit die Leichentrauer halten. Doch zu verharren in verbohrter Klage, ist der Weg gottlosen Starrsinns, ist unmännlicher Gram. Zeigt einen Willen, der dem Himmel trotzt. Ein ungefestigt Herz, unduldsamen Geist.

Hamlet: Oh schmelze doch dies allzu feste Fleisch, zerging und löst in einem Tau sich auf, oder hätte nie der Ewige seinen Bann gerichtet gegen Selbstmord. Oh Gott, Gott, wie scheußlich schal und flach und unersprießlich scheint mir das ganze Treiben, dieser Welt. Ein Garten voller Unkraut, der weiter Samen treibt, dass wuchert und grob erfüllt in aller Orten. Dazu musste es kommen, zwei Monate erst tot, nein nicht so viel, nicht zwei. Solch trefflicher Monarch, Apoll, gegen diesen Satyr. So meine Mutter liebend, dass er des Himmels finde, nicht zu rau, ihr Antlitz ließ berühren. Wie sie doch an ihm hing, als wüchse der Appetit noch mit dem Essen. Und doch in einem Monat, ich wage es nicht zu denken. Schwachheit, dein Name ist Weib. 

Ein kleiner Monat, bevor die Schuhe alt waren, womit sie meines Vaters Leiche folgte…Sie, ja sie. Oh Gott ein Tier. Ganz ohne Verstand von länger trauernd, mit meinem Onkel vermählt. Dem Bruder meines Vaters. …Verrückte Hast, so Schnur stracks ein blutschänderisches Bett zu stürzen. Es ist nicht und es wird auch nimmer gut. Doch wenn mein Herz auch bricht, mein Mund wird schweigen. 

Ermahnung

Der Bruder Ophelias und Ophelia(über Hamlet): Er liebt dich jetzt vielleicht. Nicht Arglist noch Betrug befleckt bis jetzt die Tugend seines Willens. Doch fürchte eins. Bei aller Tugend ist sein Wille ihm nicht eigen. Er selbst ist Untertan seiner Geburt. Er kann nicht wie geringe Leute tun, für sich selbst wählen. Denn an seiner Wahl hängt Heil und Sicherheit des ganzen Staates. Deshalb ist seine Wahl beschränkt vom Beifall und von der Stimme jenes Körpers von welchem er das Haupt. Wenn er nun sagt, er liebt dich. Sei klug ihm soweit nur zu glauben, als er dem Stande nach und Rang sein Wort in Taten fasst. Das heißt nicht weiter, als ganz Dänemark sich ihm anschließt. Bedenke was deine Ehre leiden kann, wenn du zu gläubig seinem Liede lauschest. Oder dein Herz verlierst. Und deinen keuschen Schatz vor seinen ungestümen Drängen öffnest. Fürchte es Ophelia. Fürchte es liebe Schwester. Und halte dich zurück mit deiner Neigung, fern von Feuer und gefährlicher Begier. Die beste Sicherheit schenkt oft die Furcht. Jugend hat oft auch ohne Feind, inneren Streit.

Ich will den Sinn so guter Lehr bewahren als Wächter meines Herzens. Doch lieber Bruder zeig’ nicht mir, wie ungnädige Pfarrer tun, den steilen Dornenweg zum Himmel. Während du selbst als frecher lockerer Wolllüstling den Blumenpfad der Lust betrittst, und spottest deines Rats. Recherchiert Petra Raguz.

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