1956-1965 Die Silhouette des jungen Fräuleins.
Das rote Velourskleid war eines ihrer ersten Bühnenkleider. In Frankreich wird dieser rote Veloursstoff „Velours couleur rideau de scène“ genannt. Jean Dessès kreierte es für ihren ersten Bühnenauftritt 1958 in Bobino. Er hat die erste Erscheinung des Pin-Up Stars durchdacht und ihr Auftrittskleid ähnlich eines Hollywoodauftritts in Szene gesetzt.
Es waren die ersten verspäteten Schritte der Sängerin in die Haut Couture. Um dem Hollywood-Ideal einer Femme Fatale zu folgen. Einer unwiderstehlichen Verführerin, die mit einer einladenden Oberweite, Bienentaille und sinnlichen Hüften zu spielen weiß; sie geschickt zur Wirkung bringt.
Mit Klischees im Hintergrund, wurde die junge Schöne fünfundzwanzigjährige Miss Ägypten, und Mannequin für das ägyptische Modehaus Donna; in Hoffnung auf eine Filmkarriere. Und sie zeigt sich schon als eine elegante Frau. Es steckt aber noch der Teil Kind in ihr, das sich diese Weiblichkeit aneignete.
Zwanzig Jahre später, 1981, schlüpfte Dalida noch einmal in das rote Velourskleid, anlässlich ihres ersten Auftritts im Pariser Olympia. Auch nach zwanzig Jahren war zu sehen, dass die junge Dame von einst, wundersamerweise, immer noch ihre Mädchentaille hatte. Und sie bereit war für ihren künftigen Weg.
Die Kleidung der jungen Dalida zeichnet eine Verwandtschaft zwischen ihren Stadtkleidern und Bühnenauftritten. Durch das großzügig dekolletierte rote Kleid – sehr eng an der Taille – und schwingendem Rock – entsteht eine besondere Erscheinung – und unter Beeinflussung des New Look. Ihre ersten Kleidermacher(Couturiers) Jean Dessès, Jacques Estérel und Pierre Balmain, denen sie sich zeigt, kleiden sie gleichsam auf der Bühne im Kameralicht und im Alltag.
Dalida wechselt zwischen dem Hollywoodmodell, der großen Verführerin von Jean Dessès; und dem neuen frischen jungen Modell von Jacques Estérel, dessen Kreationen von beeindruckender Einfachheit sind, die auch ihre Pin-Up Figur zum Vorteil bringt. Unabhängig der Ansprüche der Modezeitungen, besitzt die Sängerin viele Tageskleider ohne Designerlabel, die zur Erscheinung einer Grande Dame der Pariser Weltstadt passen.
Zusammen mit Pierre Balmain, dessen Kleider sie zum Star machen, versteht Dalida, dass die Kleider ihre Persönlichkeit darstellen. Der Kleidermacher erkennt ihre Zurückhaltung und entwirft ein einfaches, bescheidenes, fallendes Kleid, durchkonjugiert in mehreren Farben, einer Uniform gleich, für ihren Triumphzug im Pariser Olympia(mit anschließender Tournee), das Dalida permanent in Szene setzt und ihre Erscheinung hervorhebt.(recherchiert Petra Raguz).