George Balanchine, Mats Ek, Jean Christophe Maillot.

Von Oscar Heinke. Seit sechs Wochen schon ist ganz Frankreich in Quarantäne. Langsam aber blickt man auf den baldigen „déconfinement“, sprich das Ende dieser Quarantäne, welches Präsident Macron für den 11ten Mai angesetzt hat. Wenn auch ab diesem Datum die Franzosen wieder frei durch die Städte laufen dürfen, so ist es allen klar, dass es nach der Krise nicht so wird, wie es mal vor der Krise war. Für viele Theater und Konzerthallen, bedeutet die Coronakrise ein Aus bis in die Sommerpause. Wenig Information gibt es zu der Wiedereröffnung der französischen Bühnen, auf denen die Zeit stillzustehen scheint.

Die Ballets de Monte Carlo hatten für April mit Stücken von George Balanchine, Mats Ek und Jean-Christophe Maillot ein starkes Programm angekündigt, welches aber der Coronakrise wegen aufgeschoben werden musste. Noch heute ist es unklar, wann genau die Stücke aufgeführt werden können. Vorfreude, kann man aber dennoch haben, denn das Programm verspricht eine interessante Kombination aus Choreografien des 20ten und 21ten Jahrhunderts.

Das Programm beginnt mit Quatre Tempérament von George Balanchine (1904-1983), einem der wichtigsten Choreografen des 20ten Jahrhunderts. Das Stück inspiriert sich der Temperamentlehre des Mittelalters. Sohn eines georgischen Komponisten, wird George Balanchine in Sankt Petersburg zum Ballett Tänzer ausgebildet. Zugleich lernt er Klavier spielen. Sein tiefes Verständnis von Musik, erlaubt ihm später als Choreograph sehr eng und genau mit Musikern und Dirigenten zusammen zu arbeiten. Seinen ersten internationalen Erfolg als Tänzer verdankt er einer europaweiten Tournee im Jahr 1924. Während dieser fällt er dem russischen Impresario Sergei Djagilew, Gründer der Ballets Russes in Monte Carlo, auf. Dort wird er bald Ballettmeister. Eine Verletzung am Knie führt Balanchine dazu sich mehr und mehr der Choreografie zu widmen. 1933 wandert der 29-jährige Choreograf nach New York aus, wo er im folgenden Jahr die School of American Ballet gründet, an der er bis zum Ende seines Lebens als Ballettmeister und Choreograf über 350 Stücke schafft.

Auf dem Programm steht an zweiter Stelle der schwedische Choreograf Mats Ek (1945-…) mit Casi Casa (2009), eines seiner Meisterwerke, welches hier von Ana Laguna und Mariko Aoyama auf der Bühne ein neues Leben bekommt. Ana Laguna bietet ebenfalls einen Workshop an, in dem der Tanzstyle von Eks untersucht wird. Sohn der Tänzerin und Choreografin Birgit Cullberg und des Schauspielers Anders Ek, wird auch Mats Ek in eine Familie geboren, die der Bühne nahesteht. In seiner Jugend interessiert sich Ek vor Allem für das Theater wird aber auch unter Donya Feuer zum Tänzer ausgebildet. Nach einer Saison am Düsseldorfer Ballett wird er Direktor der Ballet Cullberg, der Truppe seiner Mutter. Dort schafft er zahlreiche, noch heute aufgeführte, Choreografien, wie zum Beispiel Giselle (1982), Der Schwanensee (1987), Carmen (1992). Seine Choreografien konzentrieren sich viel mehr auf den Ausdruck der Gefühlslagen als auf die Darstellung einer Narrative: im Vordergrund steht das Gefühl, nicht die Handlung. 2019 schafft er für die Pariser Oper unter anderem eine neue Interpretation von Ravels Boléro.

Mit Jean-Christophe Maillot und dem Ballett Altro Canto soll das Programm geschlossen werden. Über Maillot, Direktor der Ballets de Monte Carlo, haben wir bereits in 3/Ballett/Monte-Carlo 2019-20; Coppelia; u.a.; berichtet. Er ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Choreografen und zählt zu den wenigen nicht-russischen Choreografen, die für die Truppe des Bolschois ein Ballett entwerfen durften. 2015 gewinnt er die Goldene Maske für beste Choreografie für seine Inszenierung Der Widerspenstigen Zähmung. Sein Ballett Altro Canto führt in einer kathedralenähnlichen Szenerie androgyne Körper mit Barockmusik zusammen. Die Kostüme wurden von Karl Lagerfeld, dem bekannten Modeschöpfer, Zeichner, zuletzt Chefdesigner des französischen Modehaus Chanel, gezeichnet.

Wenn auch dieses Programm aufgeschoben wurde und die Daten der Aufführungen noch nicht feststehen, so wird sich die lange Wartezeit sicherlich lohnen.

Preise: erste Kategorie: 36 €; zweite Kategorie: 31 €; Dritte Kategorie: 21 €.
Kontakt, Grimaldi Forum : 00377 99 99 30 00 ( dienstags bis samstags von 12:00 bis 19:00 Uhr.
Das Atrium des Casino de Monte-Carlo : 00 377 98 06 28 28 (dienstags bis samstags von 10:00 bis 17:30 Uhr.)
Internetseite: www.balletsdemontecarlo.com

 

Print Friendly, PDF & Email